Sophie macht Musiktherapie

Ich heiße Sophie Elisabeth und bin 11 Jahre alt. Ich habe das atypische Rett-Syndrom und wohne mit meiner Familie in Wien. Seit meinem 2. Lebensjahr bekomme ich Musiktherapie und diese macht mir immer sehr viel Spaß. Ich liebe Musik und ich liebe meine Musiktherapiestunden.

Aber was ist Musiktherapie überhaupt?

Bei der Musiktherapie kann ich mit Klängen, Rhythmen und Melodien meine Gefühle und meine körperliche Befindlichkeit ausdrücken. Die Musiktherapeutin regt mit ihrer therapeutischen Beziehung die Wahrnehmung an und dadurch entsteht und eröffnet sich ein schöner schöpferischer Spielraum, in dem neue Erfahrungen gemacht werden können.

Die Ziele der Musiktherapie von Kindern und Erwachsenen mit Rett-Syndrom:

  • dass die Kontakt- und Beziehungsfähigkeit aufgebaut und gefördert werden soll,
  • dass die Ausdrucksfähigkeit und die Kommunikationsfähigkeit  gefördert werden soll,
  • dass die eigenen Gefühle besser wahrgenommen werden und die eigenen Gefühle besser ausgedrückt werden,
  • dass die eigenen Ressourcen und Stärken besser gefördert werden.
  • Außerdem kann die Musiktherapie dazu beitragen, dass die Autonomie und Selbstsicherheit gefördert werden und dass man sich besser selbst regulieren lernt.

Da ich euch jetzt viel erzählt habe, was Musiktherapie ist und wofür es gut ist, möchte ich euch noch erzählen, wie meine Musiktherapiestunde so abläuft:

Zu Beginn muss ich mir immer die Schuhe ausziehen, da in der Mitte des Raumes ein großer weißer Teppich liegt, der nicht schmutzig werden darf. Dann begrüßt mich die Musiktherapeutin und ich begrüße sie entweder mit einem kurzen Blick oder einem kurzen „ha“. Dann sehe ich mich zuerst einmal im Raum um, ob sich etwas verändert hat oder etwas Neues dazu gekommen ist. Und während ich das mache, holt meine Musiktherapetin schon mal die Gitarre hervor und stimmt das Begrüßungslied an. Das Begrüßungslied ist jede Woche dasselbe und stimmt mich schon mal auf die Musiktherapiestunde ein.

Dann liegt es an mir, was ich machen will und mit welchem Instrument ist spielen will. Meist gehe ich im Raum herum und die vielen großen und kleinen Musikinstrumente, die herumstehen oder liegen, die schau ich mir an. Sehr gerne hab ich das Klavier. Das ist auch gar nicht zu übersehen, weil es so riesengroß ist und so schön glänz mit den vielen weissen und schwarzen Tasten. Und ich brauche nur darauf nieder drücken, und schon erklingen viele helle oder tiefe gläserne Töne. Da ich sehr rhythmisch versiert bin, setzt sich meine Musiktherapeutin meist dazu und spielt eine kleine Melodie mit. Das gefällt mir natürlich besonders, weil wir dann zu zweit am Klavier sitzen.

Meist werde ich etwas müde nach einer gewissen Zeit, ihr müsst verstehen, dass so eine Musiktherapiestunde auch ganz schön anstrengend sein kann.  

Nach einer kleinen Ruhe- oder Trinkpause bin ich aber meistens  wieder fit und freue mich auf den zweiten Teil der Musikstunde, da darf ich dann mit einem anderen Musikinstrument spielen. Das sind dann entweder die Handschellen, die mir die Musiktherapeutin auf beide Handgelenke gibt, oder es sind die Trommeln, die im Raum herumstehen. Es gibt eine ganz große Trommel, mit bunter Seitenwand. Diese mag ich sehr gern, weil ich mich da nur hinsetzen muss und mit meinen beiden Händen draufschlagen kann, so viel ich will und so lange und so laut ich will.

Aber es gibt auch die kleine Ocean-Drum, die ist durchsichtig und in der Trommel drinnen sind lauter kleine Silberkügelchen, die so schön glitzern und sich immer hin und her bewegen, wenn die Musiktherapeutin die Ocean-Drum kippt. Die Ocean-Drum mag ich auch besonders gern, weil ich da was zu schauen und was zu hören hab!

Nach einer dreiviertel Stunde ist meine Musiktherapie zu Ende und für mich heißt es, ich muss mich von der Musiktherapeutin wieder verabschieden. Zum Schluss gibt es noch ein Abschlusslied auf der Gitarre und dann weiß ich, jetzt ist es Zeit, zu gehen.

Das wars von mir und meiner Lieblingsfreizeitbeschäftigung, der Musiktherapie.

Bis zum nächsten Mal,

Eure Sophie Elisabeth, 11 J. & Mama Martina P.

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